haiku I-VIII

I
der wortbruch im flug
trittfest der silben schnüre
stolpern ohne stein

II
stumm wasser eisig
wellenklang sepia hell
glitzern am spiegel


III
scharenfallklippe
todessturzsehnsuchtengischt
lemmingenröte

IV
seelentrabanten
körperumfassender trost
wiederholungstat


V
wir du und doch ich
rücken und sehen sich vor
siamesisch zwei


VI
und wenn der vogel
stürzt vom nest vorbei an dem
was seinen flügeln

VII
genau wie ein kreis
berührt nur in einem punkt
und doch immer ganz


VIII
komasinuszeit
stimulanzsäureimmun?
kontrastinvasiv

haiku IX-XIII / XVII / XIX / XXI-XXII

IX
sah ein knabe was?
rose sticht und seelenschlag
genstriemengewalt

X
growing up slowly
years painting my rising walls
with doors and windows

XI
arsenalte angst
auf albernen altären
allzeitarsenal

XII
blassrote blüte
bald beglückender balsam
beherztes begehr

XIII
amokanisiert
tränengastserienflucht
fadenkreuzzügler

XVII
mainstriemenschläge
schall- und rauchzeichentroste
obenverechtung

XIX
in fehlerhaftung
lückenbüßergewandtheit
tiefengrundräuspern

XXI
dunkel schon um acht
ausbruchsdiebstahl am sommer
herbstzeitloser jetzt

[...loser > engl.]

XXII
liebesdämmerung
sonnenrotgemeinsamkeit
vorabredesucht

Abschied I

Abschied ist ein langes Wort
wenn du nicht ankommst
am deinigen Ort

In vergangenen Schritten
zeigt der Weg sich verborgen
doch mit zögernden Riten
bleibt das Gestern im Morgen

Abschied ist ein karges Brot
wenn du dich fernhältst
vom stillenden Trost

In den Wäldern der Jahre
kühlen Schatten die Zeiten
unter wärmenden Strahlen
wogen offene Weiten

Abschied ist ein schaler Wein
wenn du nicht erkennst
dein Werden im Sein

Die Geburt bleibt dem Sterben
so wie den Nächten der Tag
und aus forderndem Streben
bewahrt sich alles Danach

Allee

Letztes Gold steht in den Bäumen,
die Felder, Wege, Wiesen säumen,
und leise zitternd vor dem Fallen
wünscht es sich noch einen Tanz,
so wie verneigen vor dem Sommer
und der Sonne warmem Glanz.

Dann taucht es ab in wesensandren Duft,
um sich als kleinstes Regen
und Durch-die-Wälder-Schweben
wiederzufinden in frühlingslinder Luft.

An den Tag

Meine Augen schreien zum Stacheldraht.
Dieser Hunger, diese Angst machen mich alt.
Alle Seele ist grau. Ich will leben. Leben will ich.

Wir sind nicht allein. Aber die Vielen hier,
wir sind nur ein noch größeres Nichts.
Denn sie stehlen, was dem Leben gegeben.

Sie, das sind, die uns schlagen, so oft,
dass sich unsere Körper in Träume verirren,
kein Schmerz mehr aus den Tiefen der Wasser steigt.

Stehlen, was wir zuerst noch als Hoffen gekannt,
die kommenden Tage schon tot. Trockener Durst.
Brot schlägt ins Gesicht. Erlösung, du bester Freund.

Auch wenn noch Licht über unsere Häupter streicht,
hat die Welt uns verlassen, sie liebte uns nicht.
Schwere Schuld häuft sich auf all unsere kargen Jahre.

Warum bist du hier? Zerstörst meine Einsamkeit?
Mein Schicksal, reichte es nicht für mich allein?
Was zeigst du mir meine Qual? Geh doch! Bleib!

Reiche mir deine Hand, kleiner Bruder, sprich nur
mit deinem ausgehöhlten Blick. Berühre mich nicht.
Denn sie werden dich strafen, löschen dein Zittern.

Mach ihnen keine Angst vor dem eigenen Tod.
Werde unsichtbar. Atme nicht. Sehne nicht. Glaube nicht.
Beuge deinen Mut. Vertreibe jede Kraft. Sei Nein.

Lerne das Leben der Steine zu deinen Füßen.
Vergessen, das wenige, das noch zu lehren ist,
wie unsere Herzen schlugen, dass unser Blut einst warm.

Bald sinkst auch du in den tröstenden Schlaf.
Die eine Sekunde, in der du bist, was du warst.
Nächtiger Schutz, dir Mutter und Vater, so zärtlich vermisst.

beinhalten

ob schaf im wolf, katze im sack,
ein schiff, das strandet, wird zum wrack

ob wolf im schaf, beim tanz, im schritt,
manch reiter fällt beim scharfen ritt

und da, wo fabeltiere winken,
fangen vergleiche an zu hinken

am morgen vierbein, zwei zu mittag,
des abends drei – leben ist bitter

der fuchs ist schlau, die schlange listig,
der affe turnt sich schrill und wichtig

die musen pampeln, welch ein wunder,
dem rohrkrepierer mangelt zunder

es rutscht das wort auch manchmal aus,
banane, schale, so sieht‘s aus...

und die moral von der geschichte
ist wieder mal sehr von gewichte

nicht selten schwimmt ein kern im saft,
im pudel läg‘ er fabelhaft

und auch ein schaf blökt in der sippe,
schwarz wie der fusel auf der lippe

wenn adler g‘rade nicht zur hand,
wird auch ein haar besser erkannt

sofern es in der suppe schwimmt,
und man diäten lässig nimmt

denn auch dem fett gebührt ein glauben,
gibt es der brühe klare augen

das blinde huhn trinkt gerne korn,
und ise grimmt, return nach vorn...

Bird

I put my sadness on a tree
just like a bird she sang to me
and after melody has flown
I felt a king losing his crown

then all the leaves changed green to red
before the snow covered their death

Getrost

Kannst du erahnen des Lebens letzte Stunde,
nicht nur zu fragen, ob nah oder doch fern,
wird sie dir sein, wie eine offene Wunde,
in die des Endes Bitterkeit ihr Salz verliert.

Lässt noch ein tiefer Atemzug dich spüren,
dass Es, wie Nebel dich umschließend, sich
undurchdringlich jedem weiteren Sinn verbirgt,
oder als Windhauch Blütenstaub des Irrens
um eine außersichere Welt entführt.

Wird dann ein Blick nur dich gleich ganz begreifen,
in mildem, schwachem Licht als Edelstein sogar,
was dir die Jahre nie so wirklich zeigten,
dass du das Nichts und Alles, das Fragen, Suchen,
Fühlen, Finden, Hoffen und Verlieren, dass du
der Ebbe Flut, des Mondes Schein, die Sonne warst.

Metamorph

Schau einer Fliege zu, wie sie
die Vorderbeine aneinanderreibt,
sich putzt, wieder und wieder mit
ihnen über den wippenden Kopf fährt.

Wie weit ist sie uns durch Evolution entfernt?

Und doch sind wir in ihren Gesten gespiegelt,
des morgens im Bad, werfen stolz das Haar
mit fragilem Ruck aus der Nacht,
nähren schlaftrunken ein Idealbild,
das uns den Tag präpariert,
straffen die innewohnende Überheblichkeit
und strahlen in kämpferischer Erotik die Beißer.

Blind

Meine Hände wissen genau.
Unter geschlossenen Augen
schleichen sie über Deinen Körper.

Du liegst in mir. Infrarotes Tasten
durch Deine Haut und Deine Wärme,
die in meinen Armen oszilliert.

Die neuen und alten Sehnsüchte
morsen Blaupausen eines zärtlichen Traums
an meine Nervenbahnen.

Fingerspitzen gleiten durch tiefe Wasser
gegen die Strömung unserer Herzzeiten.
Aus meinen Poren atmet schon Dein Geruch,
Dein Duft, Dein leises Lied an mich.

Unsere Umarmung erkennt sich blind,
webt leichte Bänder in das Gestern von Morgen,
wird außer sich, wie wir uns trennen in eins –
und unsere Wimpern reißverschließen sich
zu einem einzigen Blick.

darüber hinaus

und heute ist wieder ein tag
warum ist heute ein tag

erst gestern war doch noch einer
und davor war auch nicht keiner

dann morgen wird‘s wieder so sein
dass weitere stellen sich ein

es folget der woche die woche
dem monat der monat aufs jahr

so weiter alsbald die epoche
danach noch die frage was war

und heute ist wieder die zeit
warum denn ist heute die zeit

erst gestern war doch noch eine
und davor war auch nicht keine

dann morgen wird‘s wieder so sein
das nächste fällt auf uns ein

es folget der weite das weite
unendlich der ewigkeit sicht

und über das ahnen geleitet
ins nichts mehr ein leiser verzicht

Zerknirscht

Hoch sitzt der Bauer auf dem Trecker
und wälzt die Kruste schwerer Äcker,
bedieselt kräftig seine Scholle,
doch fragt sich manchmal in der Küche,
was soll dieselbe auf dem Tische,
schließlich ein Fischer auch nicht wolle,
dass Krume da, wo‘s meistens lecker,
aus Erde störte die Geschmäcker...

des nachts

schwarz schwingende zeit
hoch schwebender traum
tief tragendes innen
blau vibrierender klang
voran treibender schlag
scharf tickender bericht
hell explodierende angst
laut fragendes sehen
stumm bittender schrei
anderswo wagendes herz
sanft schützende hand
arm trocknendes brot
tränen beugender reis
rot zitterndes lamm
trüb siechendes wasser
blitz sprechender schuss
leben schwankendes boot
hass zeichnende grenze
glühen wollender körper
flügel schmetterndes leid
aus flackerndes bild
wach störender tag

du!

mit flacher hand ins wasser
schlagen wellen ans gesicht
gischtsprühende blicke
du? deine zähne sprechen
scharfer süchte lippen
beißen sich an mein sehnen

gewaltige ströme rasen
unter unserer haut
schon jahrelang staute sich
was im bequemen nichts

nass! warum sehen
wir uns nicht und erst jetzt
dann schon zu spät
wieder?
neu?
schon immer?

das glaubst du nur
das verspricht sich mir
das wissen schiebe
ich dir hinter deine augen

gene-ratio

triangulation zu zweit
es wird neben uns wachsen
in uns um uns

sein sein bleibt sich
auch ohne uns
wird es überdauern

im zwielicht der tage
morgen und noch zurück
fasst sich leben an

heute

heute kam ein Herz vorbeigezogen
es stand in den Wolken
ein Blatt tanzte vom Baum
und ich fing es im Fallen

heute war der Tag mir sehr gewogen
es stand im Kalender
die Sonne machte Blau
ganz zur Freude von allen

heute kam ein Wort zu mir geflogen
es stand bei den Gräbern
der Weg starb noch am Zaun
da lag laubrotes Strahlen

vokalise

erst hab‘ ich gesucht
dann war‘s ein gesicht

was ist nicht gerecht
besagt das gericht

die nacht hat gewacht
ein tag braucht gewicht

und trauer verzecht
der seele verzicht

schall und gelächter
liebt das gelichter

der funke noch schlicht
entzündet die schlacht

schon hab‘ ich gedacht
es wär ein gedicht

Zurück

Ich fange an und schicke Worte auf die Reise,
kein Ziel ist klar, der Wille erst nur eine Schneise,
die ihm zu bahnen durch Sinngetöse umherum.

Schon spürt der Schlag der Silben in dem Gerüst ein Herz,
und weist der Menge Zeilen die Richtung zum Geleit,
so Licht zur einen den Schatten wirft der and‘ren Seit‘.

Ob auf der Straße ein Blick zurück erstarren macht,
oder dem Wand‘rer lässt Mut das Auge übergeh‘n,
das dunkle Tuch der Verse verleiht dem Werk die Nacht.

Röhricht, das sich wiegt im lauen Winde großer Zeit,
tiefe Kraft aus feuchtem Grunde, seine Biegsamkeit,
Erinnerung sich wandelt in einen dürstend‘ Schmerz.

Und trotzdem, frei und flüchtig bleibt unser ganzes Tun,
stummes Schwirren, Anfang und Endes Schluss zum Kreise,
auch wie die Saite schwingt vom Schrei zum Tod die Weise.

Licht

Blüte der Sonne, Hoffnung der Nacht,
Welle und Körper, Seele der Kraft,
Du umfängst diese Erde,
bringst dem Leben das »werde« –
dem Wunder der Urzeit so nah.

Mondschaf I

Das Mondschaf strahlt,
der Mond ist rund,
das Licht spielt Billard –
kunterbunt

Mondschaf II

Das Mondschaf dachte, garnicht dumm,
»jetzt bring‘ ich meinen Metzger um«

Schlich sich im Licht des Mondes Sichel,
von hinten durch die Wursteküche

Ergriff beherzt die blanke Klinge,
»statt zittern, besser, dass ich singe«

So in Gedanken sann es klug,
doch trotzdem stand da noch ein Krug

Ein Stoß, ein Schreck, ein grausig‘ Omen,
viel Blut verströmt rotes Volumen

Nur weg von diesem dunklen Orte
zum Schlächter an des Zimmers Pforte

Leise auf Spalt, Schlafstatt erblickt,
im fahlen Schein der Mann da liegt

Kein Zaudern, Zögern, kein Zurück,
der Stahl zerteilt ein Lebensglück

Die Frau des Opfers in der Kammer,
getrennt von Bett, Ehegejammer

Träumt weiter von gefüllten Würsten,
wie einst ihr Gatte von den Brüsten

Doch nun, das Schaf reibt sich die Augen,
liegt es im Gras und fällt vom Glauben

Was da in Silbernacht geschehen,
war nur der Sinne wehes Wehen

Obschon umher vertraute Herde
und saftig‘ Grün auf guter Erde

Im Traum des kalten Todes Gang
machte das Schaf des Tages bang –

Es spürte allen Lebens Spott,
das führt die Lieben zum Schafott

nicht nur

denn durch die leisen felder der erinnerung
spitzen sich tannenzweige in die endevollen jahre,
schleifengepränge, längst abgeschliffen,
glatt nicht nur, auch rauh, oft grobes will nicht mehr
den traum der weißheit träumen, den schnee,
der schmelze schlamm sich unter deine wege quält

duft ohne neuen sinn weht durch die wissenden gemüter,
der glanz der lichter außen, aber innen kaum noch steht,
und hände fausten sich vor kälte in den taschen,
alsdann die augen keine seele in den blick nach vorne lassen,
in manchen cellophanen knittert sich der lohn der zeit,
die uns verbracht und es auf unser leben abgesehen

gehalten und gegeben sind versprechen, ohne abgeholt zu sein,
es bleibt für sich, das aus dem becher stürzt den satz, was komme,
zum greifen nah schlägt sich ein herz durch haut und knochen
bis an die tore, die ohne schloss und wacht kein offen tragen,
die ruhe streitet mit dem sturm um einen schimmer kerzenschein,
in dem nur stille hält den atem an für einen wundersamen klang

the turn

the stars of fall beneath my feet
they shine on different ways
the more their darkness feeds the light
the more with me they seem to play

in which directions I‘ve been tought
to walk my pleas for living
those steps of time and how they‘re ment
they forced one question given

the stars of past beneath my dreams
finally rise the curtain
the more they‘re leading twinkling plans
the more from me they‘ll turn the burden

Splitter

Sintflut donnert durch die Hallen,
mächtige Tempel stehen im Stau,
blaugrimmer Aderlass flicht wuchernden Schorf,
versteinerte Höllen auf Brautschau.

Bist Du hungrig, dann friss Deine Zeit,
erstarre zu salzigem Nichts und zerfalle in Sternenstaub...

Brodelnde Splitter im Abbild der Welten,
Massen in siechendem Gleichgewicht,
Gewaltenstrom reißt seine Opfer
an Rändern vagabundierenden Relikts.

Bist Du Flucht, treue Vergeblichkeit,
dann stoße auf Ufer und zerstäube zu Gischt...

Kollisionen, die endlos in Ketten schleifen,
Ursturz in ein gravitätisches Ich,
in allimplodierende Dichte und dann
in schwarzwiegende Stille und Licht.

Übergang

Kastanien bersten aus den Kronen,
ein kühler Duft hebt meinen Gang,
dem Sommer bleib‘ ich noch gewogen,
und Wärme wahrt der Herzen Klang.

Zuvor

Abschied, wie jedes Jahr derselbe,
treibt uns alle Rücksicht los
und fort von alter Zeit,
die glaubt vor sich noch weite Felder,
zeigt doch der Hain am Horizonte bloß
die Schatten dort als ferneres Geleit.

Abschnitt, wie nicht zum ersten Mal gelebt,
so wie der Kreis geht aus dem Kreis
in eine and‘re Außenwelt,
umrundet Kern und Schicht, ein Netz gewebt,
häutet sich Heut‘ im Widerstreit,
dass morgen ein nächstes Zögern fällt.

Absicht, wie sich der Herbst zum Winter tanzt,
sich unter kalter Decke Neues wiegt,
ewigem Plan umhüllend anvertraut,
ein Schimmern lächelt durch das ganze,
das von dereinst bis immerwährend liebt
und alles schon für uns geschaut.

komm.eines

kl. Mädchen lächelt Vorsicht,
hinter seinem zeigt mit Finger
äugen seitlich Apfelpünktchen,
verlegen sich Moment mal weg-
gezogen an der Hand des Eltern
von Fremden auf den Sitzen da

doch in seiner hellen Stirn
bleibt so es nicht zufrieden
mit schnellem Gang und ganz
und gar erwachs‘nen Zielen

muss sich schon Schritte weiter
zurück herwenden, denn Blicke,
die sich sehn, sind Achse
und aufzulösen nicht gewillt,
wie kurzes Binden zwischen
zweier Sein und Fühlen,
das rotierend Unruh stillt


komm.anderes

junges link mobiles Wesen, dem tastet
Daumen r, s, tu nach Sinnen ab, treibt
wieder eine Sms durch fremden Kopf

wird sie sich eines Tages so erfassen
und reagierig lesen lassen, obwohl
sie doch ein jemand anderswo erhofft

Abschied II

Schie dab, sche dubie,
should have to gogo,
scheiden an Weiden
oder weiden an Scheiden,
je nach, wer denn geht,
da, wo der Pfeffer
den Seargeant beherzt
in einsamen Clubs würzt

Schie dab, sche dubie,
should have to rest where
Leben geht weiter,
egal, wer gegangen
und mich hält gefangen
in last time Belangen
auf steinigen Pfaden
rollender Tage

Schie dab, sche dubie,
should helter the skelter,
crosstrouble Flashback
backfertig gemischt,
King Purpur der Dritte
in seeliger Mitte
erinnert bisweilen
sternlose Zeilen

Draußen im Park / Das Maß der Welt?

Osterregen umfängt mein pochendes Herz;
von ferne Glockengeläut, predigt Erinnerung...

Ein Papst erhebt die Hand,
belegt Rund und All mit kreuzgewischtem Flitter –
Wer ist der Gott, der meint, er sei der Retter?
Wer ist der Mann, der meint,
sein Heil sei das der Menschenheit?
Eroberung, Mission, das Christentum,
es schießt in Digitalkanäle ein.
Bin schon gestillt, verschone mich
und manches Erdenbürgers Geist
mit Blut aus Kelch und Dornen.
Wo Armut kennt kein Mikrophon
und auch nicht eitler Medien Tand,
stehst Du, die Nachhut
heuchlerischer Gotteskrieger,
am Ende Deines Lebens,
nicht Gott, fast Wesen, irgendwie Vertreter,
geboren immerhin im Jetzt
aus Deiner Mutter Schoß
und Deines Vaters Samentanz,
hast nichts als Wort und Segen,
geführt wie Schwert und Schild
vor Tempeln und Palästen,
wenn Panzer sind in Kriegen
mit heiligem Gewässer todgeweiht –
urbi et orbi, ist Zeit nur Deine Zeit?

Den Kleinen

So war gar mancher Schlag,
gar mancher Griff ins Dunkel
all jene Kraft des Himmels,
die nur des Menschlein Schicksal
der stummen Hand entgegentrug...

...und ist gar mancher Schlag
von Mann, der außer sich
Gott, Himmel, Hölle, Teufel
ein- bis dreifältig zugewandt,
auch gnadenlos und grundverzehrt...

...es enden mannigfache Gesten
aus weiter Arme Schwung
vors Herz und Aller Blick geführt,
zwiesprachig legt sich Hand an Hand,
Drangsal liturgisch mit im Bund.